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Empathie

Einleitung

Abstrakt

Die StarTrek-verseuchte Gemeinde stellt sich unter Empathie zumeist die anscheinend migräneartig auftauchenden Eingebungen der hübschen dunkelhaarigen Außerirdischen aus der nächsten Generation vor. Zeit mit diesem Umstand endgültig aufzuräumen.

Empathie ist bis zu einem gewissen Punkt wissenschaftlich erklärbar. Leider scheut die Gemeinde vor allem was eine gar zu banale und weltliche Erklärung nach sich zieht zurück. Das ist ein schwerwiegender Fehler. Ein großer Teil empathischer Erlebnisse geht auf gute Menschenkenntnis zurück ein anderer Teil auf die Fähigkeit, bestimmte körperliche Signale zu deuten - welcher Art auch immer. Die Fangemeinde "kosmischer Schwingungen und Energien" mag das nicht zufrieden stellen, weswegen das Thema sehr häufig unter den nur gar zu großzügig verlegten Teppich gekehrt wird.

Fast jeder Mensch hat schon einmal ein empathisches Erlebnis gehabt. Angefangen davon, dass ihre Katze scheinbar genau weiß, wie es ihnen geht und was sie gerade brauchen, bis zur Freundin, der sie jeden Wunsch von den Augen ablesen können. Schauspieler, die einen Sinn dafür entwickelt haben, wie die Stimmung im Publikum ist. Häufig wird dies abgetan und ignoriert, weil man sich unter Empathie etwas überirdisches vorstellt - was nicht der Fall ist.

Fakten:

Menschen sind in der Lage mit allen ihren Sinnen Informationen aufzunehmen, die möglicherweise Hinweise auf die Gefühle anderer geben. Dabei können sie sowohl die Gesamtsituation als auch die Gefühle einzelner einschätzen und - wenn es sein muss - sogar reproduzieren. Dies geschieht meist unbewusst und nach etwas Training durchaus bewusst und beabsichtigt. Theoretisch ist jeder Mensch dazu in der Lage. Für ein sozial lebendes "Tier" wie den Menschen, ist die Fähigkeit zum Mitgefühl von zentraler Bedeutung im täglichen Umgang mit der Gesellschaft.
 
Verräterische Signale sendet jeder Mensch und auch Tiere ununterbrochen aus. Angefangen von der Stimmlage, der sichtbaren Atmung, Augenbewegungen, Mimik, Gestik. Hinzu kommen noch einige nicht so offensichtliche Dinge: Transpiration zum Beispiel. Der Mensch produziert ständig Unmengen von Hormonen. Über die Transpiration und die Schleimhäute schleudert er in jeder Sekunde große Mengen dieser Hormone in die Luft. Diese können von anderen Menschen nicht nur wahrgenommen werden, es gibt Studien die belegen, das diese jeweils fast identische Gefühle beim "Opfer" auslösen können. Vielleicht kennen sie ja die Bemerkung, Launen wären ansteckend. Jetzt wissen sie auch, warum.

Verwechslungen und Fehlinterpretationen

Viele meinen, wenn sie zu einer bestimmten Zeit eine Ahnung haben - zum Beispiel das gleich das Telefon klingelt - wäre das empathisch. Das ist aber nicht korrekt. Das gleiche gilt, falls sie zu manchem Zeiten genauso denken wie ihr Partner. Dies fällt in den Bereich, den man gemeinhin "Telepathie" nennt. Wobei ich persönlich diesen Begriff nicht schätze, weil er durch die Medien und das öffentliche Interesse stark vorbelastet ist. Vielleicht liefern aber gerade Erkenntnisse was die Empathie betrifft neue (vermutlich sehr banale) Erklärungsansätze für die Telepathie.
 
Nutzen sie ihr Wissen. Sie benötigen keinerlei Anleitung um ihre Menschenkenntnis zu trainieren. Versetzen sie sich in die Lage einer anderen Person und versuchen sie sich deren mögliche Reaktionen auf etwas was sie tun vorzustellen. Mit der Zeit lernt ihr Gehirn von ganz allein die Signale richtig zu deuten. Gut trainierte Menschen wissen ganz genau, wann ihr Gegenüber lügt oder ob ihre Partnerin Probleme hat. Sein sie clever! Ich kenne keine zweite Disziplin der so genannten Randwissenschaften, die genauso leicht trainiert werden kann und dabei einen derartig großen Nutzen für sie birgt wie diese.
 
Die "Sprache" ganz normaler Haustiere basiert zu einem sehr großen Teil auf der Weitergabe und Interpretation solcher Signale. Sie könnten also von ihrer Katze noch eine ganze Menge lernen.

Projektion

"Projektion klingt mystisch – auch wenn es in Wahrheit schrecklich technisch ist" (Zitat eines unbekannten Physiklehrers)

Es klingt mystisch - ist es aber nicht. Das ist nur die einfache Aufforderung, positiv zu denken. Bedenken sie: andere Menschen reproduzieren unbewusst ihre Gefühle. Ein Chef, der andauernd sauer ist, schädigt das gesamte Betriebsklima. Das ist zwar eine Binsenweisheit, die sie in jedem Groschenheft lesen können, allerdings fällt in der Realität auf, dass man es nicht oft genug wiederholen kann. Denn es besteht ein himmelweiter Unterschied dazwischen etwas nur theoretisch zu wissen und es auch praktisch anwenden zu können. Glauben sie nie, dass ihre Mitmenschen ihre Gefühle nicht erkennen. Meist ist das eine Illusion. Wenn sie also Probleme mit Anderen haben, prüfen sie zunächst, ob sie diese Probleme nicht auslösen, indem sie "negative Gefühle projizieren" oder um es etwas weniger mystisch zu formulieren: ihre Mitmenschen ihnen deswegen mit Ablehnung begegnen weil sie durch ihr Verhalten schlechte Stimmung verbreiten ...

(ac/tom) Diskussion