OBEs bei Teenagern

Es gibt bei Heranwachsenden sehr häufig - ja sogar fast bei jedem - früher oder später solche oder ähnliche Erlebnisse. Der Grund ist simpel und leider wenig mystisch: in der Wachstumsphase und ganz besonders in der Pubertät kommt es zu einer Reihe von Veränderungen im menschlichen Körper. Unter anderem kommt es zu regelrechten Wachstumsschüben - was völlig normal ist. Fakt ist aber, dass nicht alle Organe in gleicher Weise dieses rapide Wachstum mithalten können. Unter anderem bleibt das Herz bei allen Jugendlichen in der Entwicklung zurück und erreicht erst viel später am Ende der Pubertät das volle Volumen des erwachsenen Muskels. Es schlägt dadurch öfter und der Blutdruck ist normalerweise bei Jugendlichen prinzipiell niedriger als beim erwachsenen Menschen (deswegen ist hoher Blutdruck im Kindesalter auch derart bedenklich: das Herz ist noch nicht ausgewachsen und der Blutdruck steigt mit dem Alter noch weiter an). Die Folge des niedrigem Blutdrucks und der höheren Herzfrequenz sind gelegentliche Kreislaufschwäche und Durchblutungsstörungen unter denen fast alle Jugendlichen von Zeit zu Zeit leiden.
Das drückt sich auf verschiedene Art und Weise aus: kribbeln in Armen oder Beinen, "Heiß und Kalt" werden, kalte Hände, Schweißausbrüche, vorübergehende Schwankungen der Körpertemperatur, Ohrgeräusche, oder wenn ihnen "schwarz vor Augen" wird. Schuld daran sind immer wieder Durchblutungsstörungen der Kapillargefässe. Dies betrifft auch und vor allem das Gehirn. Hinzu kommt, dass viele junge Menschen und insbesondere junge Frauen keinen ausgewogenen Zuckerhaushalt haben, weil sie zu wenig Nahrung zu sich nehmen.
Eine mögliche Konsequenz ist, dass Teile des Gehirns vorübergehend nicht richtig durchblutet werden. Was eine Art "plötzlichen Stromausfall" zur Folge hat. Insbesondere abends, wenn Blutdruck und Blutzucker ohnehin niedrig sind und vor allem, wenn man dabei auch noch liegt - also lediglich der Ruhepuls anliegt. Was zu dem Erlebnis führt, das in dem Zitat beschrieben wurde. Als völlig normale Gegenreaktion auf die eingetretene Durchblutungsschwäche steigen Puls und Blutdruck an. Die Bereiche werden dadurch wieder durchblutet und wie von Geisterhand ist nur Sekunden später alles wieder normal. (man kann sich natürlich noch darüber streiten, ob der höhere Puls Ergebnis der Panik oder die Panik Ergebnis des erhöhten Puls ist) Das "mystische Phänomen" ist damit in der überwiegenden Zahl der Fälle lediglich ein harmloser Nebeneffekt der Pubertät. Es handelt sich somit weder um eine OBE, noch um ein sonstiges Ergebnis "magischer" Umstände sondern lediglich um völlig banale Biologie - was ihnen ihr Hausarzt auf Nachfrage gern bestätigen wird.

Wissen ist Macht und das ist die Inspiration für diesen kleinen Exkurs - in der Hoffnung einige Unklarheiten damit beseitigt zu haben.

Internetforen sind voll von Hilfeschreien verschiedenster Art und nicht alle davon muss man wirklich bierernst nehmen. Wie zum Beispiel: meine Hand kribbelt manchmal so merkwürdig - kann ich bald Blitze schleudern wie Darth Vader? oder neulich als meine Katze durch die Tür kam, habe ich gerade intensiv an sie gedacht - habe ich das zweite Gesicht? Leider sind nicht alle vermeintlich vernünftigen Erwachsenen, auf die unsere Kids dabei treffen vernünftig und manche davon sind sogar nicht einmal erwachsen.
 
Gerade Teenager suchen nicht selten im Internet Rat, wenn es um ganz normale Probleme des Älterwerdens geht, mit denen sie Erwachsene aus Angst nicht verstanden zu werden lieber nicht behelligen wollen.
Die Erkenntnis, dass nicht alles immer mystisch sein muss, was auf den ersten Blick danach aussieht ist nicht neu, hat aber leider noch nicht endgültig die Runde gemacht... und bis dahin: ist gesunde Skepsis weiterhin ein gutes Kapital.