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ISBN 3-442-16107-x
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Männer sind anders, Frauen auch

Einleitung

John Gray ist ein in den USA inzwischen bekannter und geschätzter Paartherapeut und seit fast ebenso vielen Jahren ein über die Grenzen der Vereinigten Staaten hinaus gelesener Autor. Bei uns in Deutschland, wo seine Werke zumeist über den Goldmann Verlag veröffentlicht werden (bekannt eher für Schnulzenromane), genießt der Schriftsteller dagegen einen etwas zweifelhaften Ruf - wie jeder, der versucht, in diesem, unserem Lande einem Mann klar zu machen, dass er nicht automatisch und von Natur aus kompetent genug ist, eine gute Beziehung zu führen. Und so werden seine Bücher eher als Kitsch abgetan und - wenn überhaupt - von den wenigen männlichen Lesern nur diskret verpackt in einer undurchsichtigen Tüte und meist mit rot angelaufenem Gesicht nach Hause getragen - als hätten sie gerade eine Packung Antihängolin erworben. Dabei sind diese Bücher eigentlich gerade für Männer geschrieben wurden, und natürlich auch für Frauen, die versuchen wollen zu verstehen, warum Männer manchmal Idioten sind.

Tatsache ist, dass diese Literatur wichtige und interessante Aspekte - teilweise begründet auf jahrelanger Erfahrung in der Branche - auf einem Niveau präsentiert, dass auch dem geistig weniger bemittelten Leser (zum Beispiel amerikanische Männer?) wichtige Sachverhalte verdeutlichen kann. Viele Inhalte seiner Bücher wiederholen sich in sehr anschaulichen Beispielen mehrmals in allen seinen Werken... Die vermittelten Inhalte sind aber alles andere als selbstverständlich und einige Erkenntnisse sogar sehr überraschend.

Das Mars-Venus Konzept

Anschaulich: das heißt vor allem, dass Gray beide Geschlechter gern als völlig verschiedene Wesen darstellt und die Entwicklung der Geschlechter bis zum Erwachen des eigentlichen Interesses füreinander als vom anderen Geschlecht unabhängigen Prozess beschreibt - als wären Mann und Frau auf verschiedenen Planeten entstanden.

Gray beschreibt ausführlich Ängste, Probleme - immer in Verbindung mit grundlegenden Beispielen. Jeder Lösungsansatz wird beschrieben aus einer Reihe möglicher Gründe und Ursachen, möglicher Reaktionen und deren jeweils positiven oder negativen Auswirkungen. Dabei geht der Autor tiefgründig auf die Psyche ein und beschreibt die emotionalen Vorgänge beim Mann und der Frau. Die zentrale Frage ist: Wie fühlt sich der Partner in einer bestimmten Situation. Wie werden Äußerungen aufgefasst und welche Gefühlen sorgen dafür, dass wir so und nicht anders reagieren können - und (noch wichtiger) was können wir dagegen tun.

Liebe für Fortgeschrittene?

Ich glaube, es ist nicht zu weit hergeholt, Gray mit dem Autor eines Kamasutras der Neuzeit zu vergleichen. Allerdings hat Gray bei weitem nicht so viele Leser. Ich schätze, wenn einige mehr Männer wüssten, das im Kamasutra KEINE Lieblingsstellungen abgehandelt werden und es Bücher gibt, die ihnen helfen können, tatsächlich bestehende Probleme (no man has no problem) zu lösen, könnte diese Entwicklung eine dramatische Wende erfahren - vorausgesetzt, die Antiwarmduscher und Ich-Bin-Besser-Als-Du Mentalität verschwindet aus den Schlafzimmern und den Köpfen.

Sie meinen, sie haben Bücher wie diese nicht nötig? Ein kleiner Beziehungstest nach John Gray... Wann haben sie ihr das letzte Mal ohne wichtigen Grund und überraschend Blumen mitgebracht? Wann haben sie das letzte Mal, ohne dass ihre Partnerin sie darum gebeten hat, etwas mit ihr getan, von dem sie wussten, dass es nur ihr gefällt? Wie lange ist es her, dass sie sich intensiv mit dem Thema Gefühle, Liebe und Romantik beschäftigt haben (bunte Heftchen zählen nicht!).
Und warum ständig auf die Männer schimpfen - liebe Frauen: Wann haben sie das letzte Mal mit ihrem Partner einen gemütlichen Abend verbracht und dabei nicht versucht, ihn zu kommentieren oder "gute Ratschläge" zu geben? Wann haben sie das letzte Mal Verständnis gezeigt, wenn er mit seinen Problemen beschäftigt war und sich nicht um sie kümmern konnte? (und haben sie ihm dabei unterstellt, dass er sie nicht mehr liebt?)

Das sind alles "ganz normale" Dinge, die man eigentlich gegenseitig voraussetzt - und habe ich sie ertappt? Ob sie nun diesen Autor lesen oder einen anderen ist eigentlich egal. John Gray ist jedoch einer der besten und renommiertesten Schriftsteller am Markt.
Kluge Worte gibt es genug, leider aber nur Wenige, die danach leben (können). Tun sie also einfach ihr bestes und danken sie sich gegenseitig hin und wieder dafür anstatt sich vorzuwerfen, was sie nicht tun (es ist schließlich auch so schwer genug).

(ac/tom) Diskussion